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summary handcuffs Germany
Country: Germany
Manufacturer: Bonowi
Model: Trilock S (hinge model)
Material: stainless steel
Weight: 501g
Aus dem Bereich der Software ist der Begriff der "Vaporware" bekannt, ein Produkt, das
lange angekündigt, aber nicht erhältlich ist. Das gab es auch bei Handschellen. Seit mindestens
2004/2005 wurde die Bonowi Trilock angekündigt, etwa aus der Zeit stammt auch ein Galileo-Beitrag,
in dem ein Prototyp vorgestellt wird, inclusive der Herstellung desselben. Das war eindeutig eine
Einzelanfertigung von einem oder wenigen Exemplaren. Seit dem gab es auf den Seiten einiger
einschlägiger Lieferanten Produktbeschreibungen mit Bildern und einem "noch nicht
lieferbar", die Bilder waren meistens irgendwelche computergerenderten Bilder..
Später sah die Trilock auf den Bildern ganz anders aus, jetzt ohne die Gummierung des Prototypen
und irgendwann tauchten auf einer Sicherheitsmesse erste Exemplare zum Anfassen auf. Die waren
aber noch nicht zu kaufen und in der Funktion auch noch nicht zuverlässig, jedenfalls wurde
noch gewarnt, daß die evtl. nicht zuverlässig wieder aufgehen....
Mitte 2010 war es dann aber soweit, die ersten Exemplare wurden vorsichtig angeboten, etwas später
gab es sie dann auch bei diversen Lieferanten. Damit hat es von der Ankündigung bis zum Verkauf
deutlich länger gedauert als die Zeit, die ich für Entwicklung und Bau meiner Andy HS104 gebraucht
hatte, vom Entwurf des ersten Prototyps bis zur Ausliefeung der ersten drei Exemplare mit den
Seriennummern 1-3 - und das alles in Handarbeit....
Jetzt sind sie da und entsprechen der neuen technischen Richtlinie. Hauptforderungen sind z.B.
Schlüssellöcher auf beiden Seiten, Doublelock von beiden Seiten mit Finger setzbar, Seriennummer,
mindestens drei getrennte Schloßfallen usw. Natürlich sollen die Handschellen auch aus einem
ausreichend stabilem Material hergestellt sein....
Wie bei vielen Clejuso Handschellen wird der Doublelock vor dem Bügel mit der gleichen Drehung
in eine Richtung entriegelt. Schlüssel einstecken und in Richtung Schloßkörper drehen genügt.
Beim Schließen Bügel zuschnappen und den Doublelockknopf drücken.
Die Beschriftung enthält die Worte "BONOWI Trilock", Jahr und Monat und eine
4-stellige Seriennummer. Ob die Seriennummer in jedem Monat wieder von vorne anfängt oder
einfach weiter durchläuft, ist bisher noch nicht bekannt..
Die Trilock hat auch gleich einen Industriedesignpreis erhalten, das sieht man vor allem an den
Bügeln: sie haben mehrere Vertiefungen, die nicht wirklich viel Gewicht sparen, sondern eher
reine Designelemente sind, die Tiefe nimmt vom Scharnier hin zu der Zahnreihe stetig zu.
Interessant ist auch, daß die Bonowi wohl die erste Handschelle ist, die nicht nur beim Zuschnappen
ratscht, sondern ebenso auch beim Öffnen, so wie es alle anderen Handschellen sonst nur in
Filmen tun.
Der Doublelockknopf befindet sich auf der Schmalseite des Schloßkörpers und ist so mit dem
Finger von beiden Seiten aus gleich gut erreichbar. Die Sicherheit des Schlosses ist verhältnismäßig
gut, vor allem verhakt sich der Doublelock im gesetzten Zustand mit drei Einzelfedern im Schloß.
So kann er z.B. praktisch nicht herausgeschlagen werden (Schelle mit Doublelock nach unten auf harte
Unterlage schlagen, um den Doublelock durch Massenträgheit zu lösen). Der Schlüssel schiebt die drei
Federn etwas zur Seite, wodurch die Verhakung gelöst wird und schiebt bei weiterer Drehung den
Doublelock wieder heraus. Anschließend hebt er die drei durch Bleche getrennten Schloßfallen an.
Hier ist der Doublelock gesetzt, der Knopf steckt jetzt tiefer im Gehäuse.
Ein Öffnen ohne Schlüssel ist schwierig, aber möglich, man braucht aber besser passende Materialien
dafür. Der Doublelock ist etwas schwieriger zu lösen, da er sich mit drei Federn in Schloß verhakt,
man muß alle drei Federn etwas zur Seite bewegen. Es genügt aber, diese Federn immer wieder
nacheinander zu bewegen, bis sich schließlich der Doublelock löst, es dauert aber deutlich länger
als bei normalen Handschellen. Dann kann die Schelle mit einem schmalen Blech geshimmt werden, das
man zwischen Zähne des Bügels und die Schloßfallen schiebt. Es gibt zwar eine Ecke im Schloß,
in der so ein Blech bei einem Shimversuch hängen bleiben soll, biegt man das Blech vorher entsprechend
der Rundung des Bügels vor, kommt man an dieser Ecke vorbei. Das Blech muß aber etwa die richtige
Breite haben, breit genug, um alle drei Schloßfallen gleichzeitig anzuheben, aber nicht so breit,
daß es gar nicht mehr hinein paßt. Mit einem schmaleren Blech hebt man nur eine oder zwei Schloßfallen
an, dann muß man die anderen normal durch Schlüsselloch picken. Es ist also keine
Hochsicherheitsschelle, aber sie ist deutlich sicherer als viele Standardschellen.
Der Schlüssel hat ganz individuelle Abmessungen und einen dreigeteilten Bart, es paßt also kein
sonstiger Handschellenschlüssel, vor allem auch kein Standardschlüssel. Wahrscheinlich geben
die Händler auch deshalb die Handschellen nicht an jedermann ab, genauso wie Hagge auch.
Und genauso wie bei Hagge ist das auch kein wirklicher Sicherheitsgewinn, "Security by
Obscurity" hat noch nie funktioniert, für Hagge gibt es inzwischen sogar funktionierende
3D-gedruckte Schlüssel aus Plastik, die Datei dafür ist frei zu haben... Dabei sind die beiden
Schellen gar nicht mal so schlecht in der Sicherheit, auch dann, wenn man das Schloß genau
kennt. Wer ein Verbrechen plant, plant eher ein, nicht verhaftet zu werden und nicht, nach einer geplanten
Verhaftung die Handschellen zu öffnen und dann zu türmen (was selbst dann normalerweise auch nicht
klappen sollte!).
Hier kann man die drei getrennten Schloßfallen sehen, auch die beiden Trennbleche sind erkennbar.
Die Trennbleche ragen aber nicht nach außen, denn die Zähne des Bügels haben keine Nuten
dafür, so kann man die Schloßfallen mit einem einzelnen dünnen Blech in geeigneter Breite shimmen.
Andernfalls müßte auch das Blech dreigeteilt sein, um Erfolg zu haben.