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summary handcuffs rest of world
Country: Australia
Manufacturer: Ian McColl
Model: Mirror Cuff
Material: brass/steel nickel plated
Weight: 1249g
Am 17.3.1904 veranstaltete der Daily Mirror im Londoner Hyppodrome Theater eine besondere
Herausforderung für Harry Houdini. Es wurde eigens spezielle Hochsicherheitshandschellen
von einem Schlosser aus Birmingham in fünfjähriger Arbeit mit dem besten damals bekannten Schloß
angefertigt, einem Bramahzylinder. Es gibt Vermutungen, daß es Froggatt gewesen sein könnte, jedoch
keine Beweise, andere Quellen nennen Nathaniel Hart, was ebenso unbewiesen ist. Das Ergebnis war
die heute als "Mirror Cuff" bekannte starre Handschelle, die ähnlich wie einige Irish-Eight
Varianten pakistanischer Hersteller geformt ist. Allerdings befindet sich hier das Schloß tief
im seitlichen Zylinder. Abgesehen von dieser Anwendung wurden Bramahzylinder eher in Tresore
eingebaut...
Bei dem Aufbau der originalen "Mirror Cuff" kann man teilweise nur spekulieren, da das Original
im Besitz von David Copperfield ist und er das Stück nicht für Untersuchungen zur Verfügung
stellt. Sicher ist, daß es sich bei dem Schloß um einen doppelten Bramahzylinder handelt, ein
Bramahzylinder konzentrisch innerhalb eines zweiten, größeren. Mit diesem Schloß wurde
wahrscheinlich ein Schraubbolzen ähnlich wie bei einer Darby oder Irish-Eight betätigt. Ob der
äußere Bramahzylinder nur die Drehung des Schlüssels bei falscher Schließung behinderte und
es genügt hätte, mit einem dünnen Schlüssel lediglich den inneren Zylinder zu entsperren, ist
nicht bekannt, könnte aber durchaus der Fall gewesen sein. Zum Picken hätte man dann nur die
Zuhaltungen des inneren Zylinders überwinden müssen, die äußeren blieben unbeachtet.
In dem Schraubbolzen wird auch die Lösung für Houdinis Befreiung vermutet, wenn er nicht komplett
bis zum Anschlag zugeschraubt wird, kann er mit gezielten Schlägen wie bei einer Darby für einen
kurzen Moment geöffnet werden. So hat Houdini sich schließlich auch mehrmals aus Darbys befreit.
Es wird angenommen, daß beim Abschließen der Schlüssel nicht oft genug herum gedreht wurde, so daß
der Bolzen nur durch Federkraft zuhielt und nicht komplett blockiert wurde. Leider gibt es keine
so genauen Aufzeichnungen von dem Ereignis, daß man diesen Sachverhalt noch eindeutig klären könnte.
Houdini hat über eine Stunde gebraucht, um sich zu befreien, ich vermute aber, daß diese lange Zeit
nur Show war, so wie in einigen anderen Vorführungen auch (bei einer Befreiung aus einem Tresor war
er nach wenigen Minuten raus und hat dann noch längere Zeit hinter der Abdeckung gelesen und das
Orchester spielen lassen). Wäre wohl auch blöd gewesen, wenn die ganze Veranstaltung schon nach
wenigen Minuten beendet gewesen wäre, außerdem hätte das Ganze dann nicht so schwierig gewirkt wie
es Houdini wollte.
Mein Exemplar ist natürlich nur eine Nachbildung, von Ian McColl. Es ist die Version mit
Bramahzylinder, im Gegensatz zum Original allerdings "nur" ein einfacher, kein doppelter. Auch die
Schließmechanik im Inneren ist anders aufgebaut, in einer Weise, die Houdini wohl eher nicht
gefallen hätte...
Die Geometrie der Bügel ist sehr originalgetreu übernommen worden, es ist ein zweiteiliger Bügel mit
zwei Scharnieren, deren Lage wie beim Original gewählt wurde. Die Öffnung für ein Handgelenk ist im
offenen Zusstand relativ eng, das war aber beim Original evtl. genau so.
Das Schlüsselloch befindet sich am Zylinderende gegenüber der Stelle, in die der Bügel einrastet.
Bei diesem Nachbau ist der Verschluß anders als vermutlich beim Original gelöst: Der Schlüssel dreht
einen Messingzylinder, der einen Schlitz hat. In der offenen Stellung gibt der Schlitz den Bügel frei.
Auf dem Bild ist der Schlüssel soweit gedreht, daß der Schlitz die Öffnung gerade halb freigibt, dreht
man den Schlüssel noch etwas weiter, ist das Schloß offen. Diesen Mechanismus kann man nicht mit
gezielten Schlägen öffnen, es gibt keinen Schnappmechanismus, den man durch Massenträgheit bewegen
könnte. Damit ordnet sich diese Mirror Cuff mit in die Reihe der sichersten Handschellen (wie z.B.
Chubb Escort usw.) ein.
Auf dem Bild ist die Schlüsselspitze zu sehen. Der Bart dient zum Übertragen des Drehmomentes,
sobald die Zuhaltungen alle gesetzt sind. Das Schlüsselrohr hat bei einem Bramahzylinder mehrere
verschieden tiefe Einschnitte, die dazugehörenden Zuhaltungen sind kreisförmig um den
Dorn
angeordnet. Erst, wenn jede Zuhaltung um einen bestimmten Betrag hinuntergedrückt ist, läßt sich
der Zylinder drehen. Daher muß man den Schlüssel beim Schließen relativ stark ins Schloß drücken,
um die Zuhaltungen alle in Position zu bringen. Wahrscheinlich ist das neben der schwierigen Herstellung
der Grund, weshalb heute kein Bramahschloß in großen Stückzahlen mehr hergestellt wird. Bei diesen
Handschellen beträgt der Aufpreis für den Bramah-Zylinder gegenüber einem Standardzylinder immerhin $190.
Hier sind 7 Zuhaltungen im Zylinder eingebaut. Ein Picken ist relativ schwierig,
da man beim Spannen des Zylinders (d.h. man übt ein Drehmoment aus) kaum noch an die Zuhaltungen
heran kommt. Das gilt ganz besonders hier für die Mirror Cuff, bei der das Schloß tief im Zylinder
versenkt ist.
Die Schlüsselreide hat eine schöne Gravierung, ob die allerdings authentisch ist, weiß ich nicht:
"Joseph Bramah"
"REG. TRADE MARK"