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Übersicht sonstige Fesselutensilien
Land: Deutschland
Hersteller: Andy58
Modell: Bonowi Trilock Cutoff
Material: Edelstahl
Gewicht: 256g
Da das Schloß der Bonowi Trilock recht interessant ist und ein andere Sammler ein Paar doppelt hatte,
bot sich die Gelegenheit, aus dem doppelten Paar zwei Cutoff-Schellen herzustellen. So ist wenigstens
eine Schloßfalle sichtbar, ebenso die Funktion des Doublelocks.
Hier ist der Doublelock gesetzt. Das silberne Ende des Doublelocks hat sich über die Schloßfallen geschoben,
das kann man ganz links in der Öffnung sehen. Die Federn zwischen Schloßfallen und Doublelock sind aus
einem Stück, ein Ende drückt die Schloßfallen zu, das andere Ende lagert in Nuten des Doublelocks,
so daß er in beiden Endstellungen einrastet. Es gibt drei Schloßfallen, die jeweils durch Bleche getrennt
sind, entsprechend gibt es auch drei von diesen Federn. Sichtbar ist nur die oberste Schloßfalle und Feder
sowie der Doublelock, der aus einem Stück ist und die ganze Breite ausfüllt.
Das Zerlegen der Schellen für ein Cutoff-Modell war ungewöhnlich. Die beiden Gehäusehälften sind am
Schloß über 11 Stifte ineinandergesteckt und miteinander verklebt. Nur am Scharnier des Bügels
ist eine Senkkopfschraube eingedreht, dort verklebt und schließlich der Schraubenkopf bündig
flachgeschliffen worden, so daß der Schraubenschlitz verschwunden ist. Ich habe daher zuerst
den Schraubenkopf ausgebohrt, anschließend die beiden Gehäusehälften auseinandergehebelt.
Dazu wurde zuerst ein altes Messer in den Schlitz zwischen den Hälften in Schloßnähe getrieben,
wodurch sie sich etwas voneinander getrennt haben. Schließlich war der Spalt so groß, daß man
einen kleineren Schraubendreher ansetzen konnte um die Teile weiter auseinanderhebeln zu können.
Mit breiter werdendem Spalt konnte man dann mit immer größeren Schraubendrehern die Hälften
schließlich ganz voneinander trennen. Damit steht auch fest, daß die Verklebung stabil genug
für die normale Anwendung ist, man braucht schon einiges an Werkzeug, um die Teile zu trennen,
ein Durchsägen des Bügels wäre einfacher.
Im Scharnier war noch der Gewinderest der Schraube, den konnte ich nun in einen Schraubstock
einklemmen und so herausdrehen. Alle Klebereste habe ich entfernt und in eine Gehäusehälfte
die Sichtöffnungen gefräst. Das Material hat sich dabei ebenfalls als sehr zäh erwiesen.
Zum Zusammenbau war nicht geplant, die Hälften wieder miteinander zu verkleben, sondern sie
lediglich mit Schrauben zu verbinden. In das Scharnier konnte eine normale Senkkopfschraube
eingesetzt werden, die mußte lediglich auf die passende Länge gekürzt werden. Natürlich wurde
diese nicht wieder verklebt und der Schraubenkopf auch nicht plan geschliffen. Für die zweite
Schraube, die die Hälften am Schloß zusammenhält, habe ich in eine Stifthülse ein Gewinde
geschnitten, den gegenüberliegenden Stift entfernt und stattdessen ein Loch für eine zweite
Schraube gebohrt (im Bild unten rechts neben dem Stift ganz außen). Dieses Bild zeigt das Schloß
mit abgenommener Gehäusehälfte, der Doublelock ist nicht gesetzt.
Wie voriges Bild, aber der Doublelock ist diesmal gesetzt.
Hier sieht man, wie der Schlüssel das Schloß öffnet. Er hat soeben den Doublelock entriegelt,
beim weiteren Drehen werden die Schloßfallen geöffnet. Der Schlüssel hat einen dreigeteilten
Bart, je ein Teil für jede Schloßfalle.
Hier sieht man den Doublelock alleine im Schloßgehäuse. Es gibt eine Besonderheit, die ich bisher
sonst noch bei keiner anderen Handschelle gesehen habe: die drei Federn werden nicht nur vom
Schlüssel beim Öffnen weggedrückt, sie werden auch etwas nach unten (auf dem Bild nach links)
gedrückt. In der Gehäusewand ist ein kleiner Absatz, hinter denen sich diese Federn verhaken,
so daß der Doublelock nicht so einfach zu öffnen ist. Ein Herausschlagen (Schlagen der Schelle
mit dem Doublelock nach unten auf eine harte Oberfläche, um ihn durch Massenträgheit zu lösen)
ist praktisch unmöglich. Auch das Lösen des Doublelocks mit gebogenen Drähten ist deutlich
erschwert, da alle drei Federn gleichzeitig um diesen Absatz herum bewegt werden müssen.
Es geht zwar doch, da sich nicht alle Federn exakt gleichzeitig verhaken, man hat aber wesentlich
mehr zu tun als bei sonstigen Standardhandschellen.
Dieselbe Anordnung mit geöffnetem Doublelock, der Absatz für die Federn ist rot markiert (Bildmitte).
Ist der Doublelock gelöst, kann man die Schloßfallen shimmen, d.h. man schiebt ein
dünnes Blech zwischen Schloßfallen und Zähne des Bügels. Aber auch das ist nicht
einfach, man sieht links im Bild (ebenfalls rot markiert) auch einen Vorsprung im Gehäuse, dort,
wo der Bügel hineinkommt. Ein eingeführter Shim kann dort leicht hängen bleiben,
was auch genau der Zweck dieses Absatzes ist. Nur, wenn der Shim entsprechend der Krümmung
des Bügels vorgebogen ist, kommt man daran vorbei. Außerdem muß der Shim die richtige Breite
haben um alle drei Schloßfallen anzuheben. Ist er zu schmal, hebt er nur 1-2 Stück an, ist
er zu breit, paßt er gar nicht ins Schloß hinein. Hebt er nur zwei Schloßfallen an, kann man
aber die dritte konventionell durchs Schlüsselloch picken.
Insgesamt ist es doch eine ziemlich sichere Schelle und wird nur von Modellen mit Zylinderschloß
übertroffen. Nur die Yuil "Deluxe" (z.B. M09K) hat eine ähnliche Sicherheit, bei der besteht aber die
Gefahr, daß sich durch Fehlbedienung der Schlüssel verklemmen kann und die Schelle dann
gar nicht mehr aufgeht.